Mila erzählt: Ein Tag im mosaique

14 Uhr. Energisch zieht Mehmet, der mit mir Saaldienst macht, die Vorhänge auf und Sonnenlicht fällt durch die Fenster in den Saal.
Ich setze schon mal Kaffee auf und bereite die Theke vor, während die ersten Besucher eintrudeln .
Es ist eine Gruppe junger Männer, die ich allesamt kenne, da sie beinahe täglich hier sind, um Deutsch zu lernen. Sie begrüßen mich herzlich.
Für viele ist das Deutsch-lernen ein Grund, ins mosaique zu kommen, aber das ist längst nicht der einzige.
Ein Treffpunkt für Freunde, ein Raum um neue Menschen und Kulturen kennen zu lernen, ein Ort zum Kochen, zum Musizieren – kurz gesagt: das mosaique kann ein Ort für fast alles sein, was du möchtest.

Heute ist Mittwoch, es findet wie immer der Deutschunterricht im Büro statt, ansonsten kommen immer mehr Leute in den Saal und fangen an sich zu unterhalten.
“Hast du kurz Zeit?” Diese Frage wird mir mal wieder gestellt, als ich frische Milch in eine Kanne fülle.
Ich nicke lächelnd und setze mich mit dem jungen Syrer an einen Tisch.
Er braucht Hilfe bei den Deutsch-Hausaufgaben, was einfach klingt, da ich ja Deutsche bin. Aber bei der Frage nach dem Dativ oder grammatikalischen Regeln, fühle ich mich genau so hilflos wie der Syrer, der meine Planlosigkeit ziemlich lustig findet. Zum Glück ist jeder im mosaique bereit zu helfen und wir finden schnell jemanden, der mehr Ahnung von dem ganzen hat.
Ich lasse die Beiden bei den Hausaufgaben und mache mich zurück hinter die Theke und schaue, was so zu tun ist. Ich entscheide mich, erstmal den Kalender im Saal zu aktualisieren. Ich male kleine Bilder zu anstehenden Veranstaltungen und Workshops, wobei mir mehrfach Hilfe von verschiedenen Leuten angeboten wird. Diese Hilfsbereitschaft ist hier Alltag. “Du hilfst mir, also helfe ich dir!”.
Aber das ist auch alleine schnell gemacht. Nach 5 Minuten bin ich fertig und setze neuen Kaffee auf, während ich mich mit den anderen “Saaldienstlern” unterhalte. Die Atmosphäre im Team ist genau so angenehm und positiv, wie im gesamten Saal. Es wird viel gelacht und alle freuen sich, miteinander hier zu sein.

Mittlerweile ist es fast 17 Uhr.
Dance Djembel” findet heute statt, so wie jeden Mittwoch um 17 Uhr. Das ganze sieht immer total cool aus und die Leute scheinen super viel Spaß daran zu haben.
Aber das lässt sich auf so ziemlich alles im mosaique beziehen, im Vordergrund steht immer der Spaß und das Wohlfühlen.
Wir teilen den Raum mit der Trennwand, damit die Tänzer, die schon voller Vorfreude in den Saal kommen, ungestört bleiben, während wir den normalen Saalbetrieb weiterlaufen lassen.
Man hört die afrikanische Musik leise durch die Wand, was aber niemanden stört.
Ich sitze mit meinem Tee an einem Tisch und unterhalte mich ewig mit ein paar jungen Männern verschiedenster Herkunft. Sie erzählen von ihren Hobbys, ihrer Familie und fragen nach meiner.
Sich zu unterhalten ist wohl der beste Weg um eine neue Sprache zu lernen, deshalb suchen viele einfach einen Gesprächspartner.
Es ist immer wieder schön, was für interessante und vor allem total unterschiedliche Menschen einem im Saal begegnen und ihre Geschichten erzählen.

Da es schon bald 19 Uhr ist, beende ich die Gespräche und fange an klar Schiff zu machen, während die verschwitzten Teilnehmer von “Dance Djembel” hinter der Trennwand hervor kommen und das Wasser leer trinken, bevor sie erschöpft den Weg nach draußen einschlagen.
Die Spülmaschine ist eingeräumt, die Wäsche aufgehangen und langsam verschwinden die restlichen Leute aus dem Saal mit einer herzlichen Verabschiedung.
Jetzt noch die Trennwand einfahren, Fenster und Vorhänge zu.
Nachdem das Licht aus ist und die Saaltür zu, gehe ich nach draußen in die Kälte und unterhalte mich noch mit ein paar Anderen, die zum mosaique gehören.
Nach der Verabschiedung mache ich mich auf den Heimweg und freue mich schon auf morgen – einen weiteren tollen Tag im mosaique.

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