Am 6. Oktober 2021 wurde erneut ein Anschlag auf das Sonja-Barthel-Haus in der Lauensteinstraße 1 in Lüneburg verübt. Am späten Abend wurde die Schaufensterscheibe des Treffpunkts des sozialistischen Kinder- und Jugendverbandes „Sozialistische Jugend – Die Falken“ eingeschlagen. Durch das entstandene Loch entwendeten die Täter:innen eine Fahne mit der Aufschrift „Antihomophobe Aktion“. Dies ist nicht die erste Attacke auf den Laden der Falken.
In den vergangenen Jahren wurden mehrmals Scheiben eingeschlagen bzw. einmal auch durchschossen. Daneben gab es weitere Beschädigungen. Aufgrund des Diebstahls der Fahne muss von einem rechten Tatmotiv ausgegangen werden. Die Falken wollen mit ihrer Arbeit Kinder und Jugendliche dazu ermutigen sich kritisch mit politischen Themen auseinander zu setzen, sich aktiv am politischen Geschehen zu beteiligen und sich für ein solidarisches Miteinander einzusetzen. Dadurch ist der Jugendverband rechten und demokratiefeindlichen Strukturen ein Dorn im Auge und erlebt bundesweit Anfeindungen und es kam zu vielen Anschlägen auf Einrichtungen der Falken.
Mehrfach gab es in letzter Zeit Übergriffe auf Antifaschist:innen und ihre Einrichtungen in Lüneburg. Rechte Personen und Strukturen greifen in Lüneburg seit Jahren immer wieder Menschen und Treffpunkte an, die nicht in ihr Weltbild passen. Sie versuchen diese einzuschüchtern und wollen sich den öffentlichen Raum nehmen. Die Tat vom 6. Oktober 2021 geht einher mit einer zunehmenden Verrohung der extrem rechten und gesellschaftlichen Verhältnissen in Deutschland. Insbesondere durch die AfD, werden alle Menschengruppen, die nicht ins eigene Weltbild passen, systematisch entmenschlicht und immer mehr zu einer Bedrohung eines vermeintlichen ‘deutschen Volkes’ verklärt. So wird etwa behauptet, Migration sei nichts anderes als Genozid an der ‘deutschen Bevölkerung’ und Homosexualität etwas ‘wider der Natur’.
Antifaschist:innen werden in diesem Sinne zu Mittäter:innen gemacht, gegen die man sich notfalls mit Gewalt wehren müsse. Es wäre daher fahrlässig, die Tat als Einzelfall von irgendwelchen Randalierenden zu verharmlosen. Alleine im Jahr 2020 gab es über 24.000 rechte Straftaten, darunter über 1.000 Gewalttaten. Das sind die höchsten Zahlen, seit Beginn der Erhebung im Jahr 2001. Für rechte Anschläge und Übergriffe sind nicht nur die ausführenden Täter:innen verantwortlich, sondern auch diejenigen, die das politische Klima dafür bereiten.
Daher ist die Arbeit von antifaschistischen, demokratiefördernden Einrichtungen, Verbänden und Organisationen umso wichtiger. Wir verurteilen den Anschlag und erklären uns solidarisch mit den Betroffenen. Um dies öffentlich sichtbar zu machen, wollen wir mit möglichst vielen anderen die entwendete Fahne wieder sichtbar machen. Wir rufen dazu auf, die Fahne öffentlich zu zeigen und in Büros, Vereinsräumen, Geschäften, Wohnungen oder sonstigen Einrichtungen zu zeigen. Dazu stellen wir die Fahnen zur Verfügung. Ihr müsst sie dann bei euch aufhängen, aus den Fenstern hängen und Bilder mit der Fahne erstellen. Wir würden uns über viele öffentlich gezeigte Fahnen und Bilder davon freuen. Über eine kleine Spende für die Fahnen würden wir uns auch freuen. Die Antwort auf Übergriffe von rechts darf nicht das Schweigen sein, sondern ein gemeinsames „Jetzt erst recht“.
Wer sich an der Aktion beteiligen möchte, meldet sich bitte unter: info@netzwerk-gegen-rechts.net